Uhrenratgeber

Die Gangreserve der Uhr – jetzt läuft sie ab!

von Zeitlounge Redaktion - 22 Aug, 2023

Gangreserve einfach erklärt

Ob mechanische Uhr, Automatikuhr oder Quarzuhr – jede Uhr benötigt eine Energiequelle, um das Rad der Zeit am Laufen zu halten. Je nach Uhrentyp werden dafür unterschiedliche Energiequellen verwendet, zum Beispiel Aufzugsfedern in mechanischen Armbanduhren, Batterien in Quarzuhren oder Gewichte in Standuhren. Jede Energiequelle ist somit auch ein Speicher, der das Uhrwerk langfristig mit Energie versorgt. Bei Aufzugsfedern funktioniert das so: Je weiter die Feder gespannt wird, desto mehr Energie steht zur Verfügung. Allerdings ist eine Bewegung des Handgelenks erforderlich, um die Uhren mit Handaufzug mithilfe der kinetischen Energie in Gang zu setzen. Die Zeitspanne, während der Träger keine Handbewegung ausführt und die Uhr nach dem Vollaufzug stehenbleibt, ist die Gangreserve.

Die allerersten Uhren wurden meist mit Wasser oder Gewichten betrieben, sodass es Gangreserven schon seit sehr langer Zeit gibt. Die beeindruckendsten Modelle solcher Art gibt es jedoch erst seit 1933, als die erste Uhr von Abraham Louis Breguet vorgestellt wurde. Später, im Jahr 1948, kam eine Serienuhr mit Gangreserveanzeige aus der Produktion von Jaeger LeCoultre in den Handel. Auch heute noch tragen viele Uhrenliebhaber aktuelle Armbanduhren, die die Bezeichnung “Powermatic” tragen. Diese Uhren sind besonders langlebige Modelle und haben eine Gangreserve von etwa 80 Stunden, während die Dauer bei Modellen anderer Marken oft bei ungefähr 40 Stunden liegt. 

Maurice Lacroix calendrier retrograde copie

Die Anzeige der Gangreserve

Für die Anzeige der Gangdauer ist eine Skala mit einem zusätzlichen Zeiger üblich. Meistens gibt es dafür eine spezielle Anzeige oder ein Subzifferblatt, die verschiedene Formen haben können:

  • Gangreserveanzeige: Es können sowohl Uhren mit klassischer Skala als auch Digitaluhren mit digitaler Anzeige die restlich verbliebene Gangdauer anzeigen. Die Skala reicht für gewöhnlich von null (vollständig aufgezogen) bis zur maximal verbleibenden Gangreserve.
  • Subzifferblatt: Manche Uhren integrieren die Gangreserveanzeige als kleines Subzifferblatt innerhalb des Hauptzifferblatts. Dieses zeigt dann den aktuellen Zustand der zur Verfügung stehenden Energie in einem speziellen Bereich an, der in Stunden oder Prozent angegeben ist.
  • Fensteranzeige: Bei einigen Modellen wird die Gangdauer in einem kleinen Fenster auf dem Zifferblatt angezeigt. Dort wird entweder die verbleibende Zeit oder der Prozentsatz der vollen Anzeige dargestellt.
  • Farbänderung: Bei den neuesten und innovativsten Uhren – ob per Hand oder mit automatischem Aufzug – kann die Anzeige auch durch einen Farbwechsel schnell abgelesen werden. Beispielsweise wechselt der Zeiger bei abnehmender Energiereserve dann von grün auf rot. 
  • Skelettuhren: Bei Skelettuhren, bei denen Teile des Uhrwerks sichtbar sind, wird die Gangdauer oft am Uhrwerk selbst angezeigt. Ein sich bewegender Zeiger oder eine Anzeige auf dem Uhrwerk zeigt an, wie viel Energie noch vorhanden ist.

 

Gangreserve verlängern – 5 Tipps

Die Uhrenhersteller der Marken geben zwar an, wie lange ihre Uhren ohne Aufzug laufen, aber wenn Sie unsere fünf Tipps befolgen, können Sie die letzten Reserven aus Ihrem Modell effizient herausholen: 

  1. Ziehen Sie die Uhr voll auf: Vor der ersten Inbetriebnahme sollte die Uhr einmal von Hand vollständig aufgezogen werden. Auch wenn die Uhr ständig in Bewegung ist, empfiehlt es sich, sie regelmäßig einmal im Monat aufzuziehen.
  2. Chronographen richtig benutzen: Bei einem Chronographen dürfen Sie nicht beide Drücker gleichzeitig bedienen. 
  3. Halten Sie die Uhr wasserdicht: Achten Sie auf den Bar-Wert Ihrer Uhr und prüfen Sie, inwieweit Sie die Uhr einem bestimmten Wasserdruck aussetzen können. Betätigen Sie niemals die Drücker oder ziehen Sie die Krone unter Wasser, da das Uhrwerk durch eindringendes Wasser beschädigt werden kann.
  4. Nachts ablegen: Während der Schlafenszeit und auch beim Sport sollte die Uhr abgelegt werden, da vermehrtes Schwitzen und ständiger Hautkontakt die Qualität des Gehäuses schneller beeinträchtigen können.
  5. Uhrenservice in Anspruch nehmen: Lassen Sie Ihr Schmuckstück nach etwa fünf Jahren von einer professionellen Fachkraft überprüfen, damit es im Laufe der Zeit nichts von seinem Glanz verliert. Durch die Revision können defekte Komponenten ausgetauscht und das Uhrwerk gründlich gereinigt werden. 

Fazit

Die Gangreserve Ihrer Uhr ist ein faszinierendes Bindeglied zwischen Technik und Zeit. Sie gibt an, wie lange das Uhrwerk noch läuft, bevor es stehen bleibt. Diese Funktion ist eng mit der Aufzugskrone verbunden, die dem Uhrwerk neue Energie verleiht. 

Seit ihren Anfängen hat die Gangreserve die Entwicklung der Uhrentechnik geprägt. Heute wird sie in verschiedenen Formen angezeigt, von klassischen Skalen bis hin zu farbigen Anzeigen auf dem Zifferblatt. Mit fünf einfachen Tipps können Sie die Gangdauer Ihrer Uhr optimieren und dafür sorgen, dass sie immer in Topform bleibt: regelmäßiges Aufziehen, korrekte Nutzung des Chronographen, Wasserdichtigkeit, Ablegen der Uhr bei intensiver Aktivität und regelmäßiger Service beim Profi sind die Schlüssel zu einer langanhaltenden und präzisen Zeitmessung. 

Häufig gestellte Fragen

Wie hoch ist die durchschnittliche Gangreserve?

Die durchschnittliche Gangdauer einer mechanischen Uhr liegt bei etwa 40 Stunden, wobei viele Uhrenhersteller auch spezielle Modelle mit extra langer Power entwickeln. Diese Modelle tragen häufig die Bezeichnung “Powermatic.” 

Können Automatikuhren überzogen werden?

Nein, dies ist in der Regel nicht möglich, da die Zugfeder nach einem maximalen Drehmoment durchrutscht. Das liegt daran, dass sie einen Gleitzaum hat und deshalb auch Gleitfeder genannt wird.

Was ist der Unterschied zwischen Gangabweichung und Gangreserve?

Während die sogenannte Gangreserve Auskunft über die in der Uhr gespeicherte Energie gibt, ist die Gangabweichung eine Angabe über die Abweichung von der richtigen Zeit. Bei mechanischen Uhren beträgt diese Abweichung zum Beispiel typischerweise fünf Sekunden pro Tag.